Die aktuelle Debatte um Umbenennung von Straßen und Plätzen, deren Namen auf eine koloniale oder rassistische Vergangenheit schließen lassen, spielt in Brandenburgs Kommunen weniger eine Rolle. Wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab, waren oft andere Gründe für solche Umbenennungen ausschlaggebend.
So hatten sich Potsdams Stadtverordnete beispielsweise 2019 für die Umbenennung der Kayserstraße, Schwertfegerstraße und Schloßstraße in Erika-Wolf-Straße, Anna-Flügge-Straße und Anna-Zielenziger-Straße entschieden. «Dadurch werden künftig nun in der Potsdamer Mitte die Namen von Potsdamerinnen gewürdigt, die sich für Demokratie, Freiheit und gesellschaftliches Miteinander eingesetzt haben», sagt Potsdams Stadtsprecherin, Christine Homann.
Die 2012 erfolgte Umbenennung der Dr.-Kurt-Fischer-Straße im Ortsteil Groß Glienicke in den Straßennamen «Am Gutstor» hatte vor allem historische und politische Gründe. «Kurt Fischer spielte in der Zeit der sowjetischen Besatzungszone nach 1945 eine aus heutiger Sicht problematische Rolle, welche die Benennung einer Straße nach ihm nicht mehr rechtfertigte», sagt Homann.
Überhaupt hatte es in der Landeshauptstadt vor allem nach 1990 eine Reihe von Umbenennungen gegeben, wobei viele an die DDR-Zeit und kommunistische Funktionäre erinnernde Straßennamen verschwanden. So heißt die Klement-Gottwald-Straße seit 1990 Brandenburger Straße, Am Karl-Liebknecht-Forum seit 1991 Schloßstraße und die Leninallee Zeppelinstraße.
Ähnliche Prozesse waren in vielen anderen märkischen Kommunen zu beobachten. So wurden in Cottbus die Straße des Komsomol, die Straße der deutsch-sowjetischen Freundschaft sowie die Leninallee nach den Namen der Cottbuser Partnerstädte benannt, nämlich Lipezker Straße, Saarbrücker Straße, Gelsenkirchener Allee. Aber nicht nur Straßennamen waren betroffen, wie Cottbus Stadtsprecher, Jan Gloßmann, berichtet. «Aus der Pioniereisenbahn wurde die Parkbahn», sagt er.
In Guben (Spree-Neiße) heißen heute die Thälmann Schule Europaschule «Marie & Pierre Curie» Oberschule und die Rosa Luxemburg Schule «Corona-Schröter-Grundschule». Stadtsprecher Krzysztof Zdobylak verweist in dem Zusammenhang auf die Brandenburgische Kommunalverfassen, wonach die Entscheidung über die Benennung von der im Gemeindegebiet befindlichen öffentlichen Straßen, Wege, Plätze und Brücken, der jeweiligen Gemeindevertretung vorbehalten ist.
«Einige unserer Mitglieder haben auch Benennungs- und Umbenennungssatzungen erlassen, nach denen sich die Umbenennung von Straßen und Plätzen richtet», informiert Monika Gordes, Vizegeschäftsführerin des Brandenburgischen Städte- und Gemeindebundes. So hat laut Jan Gloßmann die Cottbuser Stadtverordnetenversammlung den Antrag der SPD-Fraktion, den Bahnhofsvorplatz in Dr.-Manfred-Stolpe-Platz umzubenennen, zum Anlass genommen, die Satzung aktualisieren zu lassen und sich über die Kriterien der Namensauswahl zu verständigen. «Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen», sagt der Stadtsprecher.
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Umbenennungen, wie sie derzeit etwa in Berlin diskutiert werden, steht Brandenburgs Städte- und Gemeindebund eher kritisch gegenüber. «Wir sprechen uns grundsätzlich für einen restriktiven Umgang mit der Umbenennung von Straßen und Plätzen aus», sagt Monika Gordes. Dabei verweist sie auch auf die Folgen solcher Prozesse, etwa das Ändern von Personalausweisen, Visitenkarten, Briefköpfen, Adressschildern und -stempeln oder Internetseiten.
«Da die Auswirkungen einer Umbenennung von Straßen und Plätzen für die Einwohner und Unternehmen nicht unerheblich sind und Kosten in einem nicht unerheblichen Umfang nach sich ziehen, soll die Umbenennung von Straßen und Plätzen sorgfältig geprüft und überlegt werden», sagt Monika Gordes. In Potsdam hatten laut Christine Homann die Umbenennungskosten für die Stadt in der jüngeren Vergangenheit zwischen 600 und 2000 Euro betragen.
Quelle: dpa
| Aktualisierung: Samstag, 25. Juli 2020 09:04 Uhr
July 25, 2020 at 02:04PM
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